INTERESSANTES / FÜR KOLLEGEN
Editorial Rot&Weiss 4-2015
ERFAHRENE MEISTER, STARKER NACHWUCHS
Im Juni haben wir Rudolf Müller die Goldene Ehrennadel der Zahntechniker verliehen. Er war selbst lange Mitglied der Bundesinnung und mein Vorgänger als Bundesinnungsmeister. Rudolf Müller hat sich aber auch in anderer Weise um den Beruf verdient gemacht. Als Unternehmer hat er lange ein erfolgreiches Labor geführt, zahlreiche Zahntechniker ausgebildet und seinen Betrieb schließlich der nächsten Generation – seinem Sohn – übergeben.
In der Zahntechnik war schon immer beides wichtig: Die erfahrenen, aber Neuem gegenüber aufgeschlossenen Zahntechniker, die ihr Wissen an den Nachwuchs weitergeben. Und andererseits der Nachwuchs selbst, der in Zukunft mit ganz anderen Anforderungen an den Beruf umgehen muss. Was heute neu ist, sollte für die Zahntechniker von morgen im Idealfall selbstverständlich sein.
So ist das bei einem dynamischen, technischen Beruf wie unserem nun einmal: Er entwickelt sich laufend weiter. Und darum ist es umso wichtiger, dass sich das auch in der Ausbildung niederschlägt.
Im dualen Lehrsystem müssen Betriebe und die Berufsschulen auf Neuerungen reagieren und sie in die Ausbildung einfließen lassen. In der Berufsschule Baden funktioniert das sehr gut. Dort gibt es seit Jahren ein CAD/CAM-System für die Lehrlinge. Auch in der Berufsschule Wien wurde kürzlich eines installiert (siehe Bericht Seite 10). Als Bundesinnung führen wir – auch aufgrund der Initiative der engagierten Direktorin – laufend Gespräche und wollen unsere Kooperation mit der Badener Berufsschule weiter ausbauen.
Unser Berufsbild ändert sich gerade gravierend: Digitale Einflüsse gewinnen zunehmend an Bedeutung. Es nützt also nichts, sich gegen die neuen Technologien zu sperren. Es gibt sie schon und sie werden maßgeblich bestimmen, wohin unser Beruf sich bewegt. Natürlich wird die handwerklich-technische Arbeit von Zahntechnikern auch in Zukunft unverzichtbar sein. Es braucht uns als Experten, die etwas von Anatomie verstehen, die über Werkstoffe und Möglichkeiten ihrer Verarbeitung Bescheid wissen.
Die Zahntechnik ist ein anspruchsvoller Beruf voller Verantwortung für die Patienten. Darum muss auch unsere Ausbildung anspruchsvoll sein. Es gibt ja von Seiten der Gewerkschaft immer wieder die Kritik, die Durchfallquoten bei Lehrabschlussprüfungen seien zu hoch; darum sei der Beruf für junge Menschen wenig attraktiv, was man nur mit einem Kollektivertrag ändern könne.
Diesem Einwand kann ich nicht zustimmen. Nur um schönere Statistiken zu bekommen, können wir die Anforderungen in der Ausbildung nicht senken. Davon hätte mit Sicherheit niemand etwas – nicht der Nachwuchs, nicht seine Arbeitgeber und schon gar nicht die Patienten.
Wir wollen im Gegenteil das Niveau weiter heben. Hier sind auch Laborbetreiber gefragt, die ihren Nachwuchs erstens gut aussuchen und ihn zweitens während der Ausbildung umfassend betreuen müssen. Sie sollten für Lehrlinge auch Möglichkeiten schaffen, an neuen Technologien zu lernen, sprich, diese in den Arbeitsalltag integrieren.
Um vielversprechende, motivierte junge Leute für die Zahntechnik zu begeistern, müssen wir ihnen klarmachen, was die Zahntechnik ist: ein hoch technischer, moderner Beruf an der Schnittstelle von Handwerk und Medizin.
Als Bundesinnung werden wir daher auch eine Lehrlingsinitiative starten, um dies zu vermitteln. Unsere Aufgabe als Innung sehen wir darin, Perspektiven zu schaffen, um die Zahntechnik attraktiver zu machen und den Job generell aufzuwerten. Das kann auch durch die Schaffung neuer Ausbildungsmöglichkeiten, wie einer akademischen Ausbildung, funktionieren.
Als Unternehmer wiederum sollten wir unsere Betriebe auf dem neuesten Stand halten – für den Nachwuchs und nicht zuletzt auch aus wirtschalichen Interessen. Nur moderne Labors werden auch in Zukunft wettbewerbsfähig sein.
Euer
Richard Koffu
PS: Zu Redaktionsschluss haben wir eine erfreuliche Nachricht bekommen: Die AUVA ist unseren Argumenten gefolgt und wird ab 2016 die Kosten für die Hepatitis-BImpfung für Zahntechniker übernehmen. Details in der nächsten Ausgabe.